telefongespräch mit meinem opa, der seit gestern auf kur ist. sein zweiter satz: "das letzte mal hab ichs vergessen. aber ich habs schon weggelegt, du kriegst es schon noch." und schon sind wir wieder drinnen in der diskussion, ich versuche ihm auszureden, mir von seiner kleinen pension was abzugeben, er besteht vehement darauf, wie immer.
ich gebe irgendwann auf, wir reden noch kurz übers wetter, sein zimmer und seine mitkurpatienten (alles so alte schachteln, sagt er, keine so schön wie deine oma), und ich kann mir vorstellen wie er an einem tisch voller frauen sitzt und vor sich hingrantelt, was rätselhafterweise von ihm und auch von den damen als flirtversuch angesehen wird.

jedenfalls, seit ein paar jahren dieses spiel. ich brauche und will kein geld von ihm, er steckt mir was zu, ich gebs ihm zurück, er schmuggelt es wieder in meine tasche, ich legs protestierend zurück, er spielt den beleidigten, ich droh ihm damit ihn nicht mehr zu besuchen, er lacht mich aus, später finde ich dann das geld in meiner jackentasche.
manchmal vergisst er einfach, ich freu mich diebisch, bis er mich dann ein paar tage später anruft: "ich habs vergessen letztes mal. wenn du das nächste mal kommst, kriegst einfach das doppelte", kichernd, auf meinen protest wartend.

wir sind generell keine umarmungs-familie, höchstens zu notzeiten, als die oma starb, zum beispiel. opa drückt seine zuneigung halt in diesem geldzusteck-spiel aus, da hilft kein protest, ich habs ehrlich versucht. es geht um kleine summen, die ich dann in blumen für omas grab investiere, oder in kaffeehausgutscheine für opas stammkaffee, umwegrentabilität, vielleicht; gefühlsrituale eines alten mannes, der kein freund grosser worte ist, ich kann mich nicht wehren.