europäische friedhöfe, dachte ich lange, wären hauptsächlich
einfach nur ansammlungen kleiner blumenbeete mit grabsteinen, an denen man sich zu speziellen anlässen versammelte, 2, 3 x im jahr, um der toten zu gedenken oder auch nicht, und dann den friedhof wieder sein zu lassen. in london aber war gegenüber des hauses in dem ich lebte ein kleiner verfallener friedhof, wo jeden sonntag eine art alice-in-wonderland-tea-party stattfand für jeden, der gerade vorbeikam und lust hatte, man sass zwischen den halb versunkenen grabsteinen auf alten klappstühlen, trank eben tee, es gab kuchen wenn man denn wollte, und es wurde fröhlich geplaudert. der wunderschöne alte friedhof in schwabing wird , wie mir letztens wieder auffiel, als trainingsgelände von joggern benutzt. auch sehr schön. wenn man nicht gerade trauert, möchte ich anmerken. denn da ist alles schlimm, sowieso, jede beerdigungsszene in dummen fernsehfilmen hat mich damals unendlich wütend gemacht ob der respektlosigkeit. ich gehöre wahrlich nicht zu jenen die meinen die welt würde sich um sie drehen, es ist mehr so dass ich mich manchmal wundere dass ich so ruhig bleibe wo sich doch die welt unter meinen füssen unentwegt weiterdreht; aber damals fand ich tatsächlich jede darstellung von tod unerträglich und beinahe persönlich beleidigend. jedenfalls: weiter joggen und teetrinken auf friedhöfen, das ist gut, lebensbejahend. (lebensbejahend, was für ein wort.)

Keine Sorge, da wird schon lange niemand mehr beerdigt. Sind Sie öfter da?