tiefseefisch |
Mittwoch, 5. April 2006
tiefseefisch
23:21h
morgens erwache ich vom glucksen des babies. er ist fröhlich morgens, brabbelt vor sich hin, düdeldü, bis es ihm zu langweilig wird und er uns den stoffhund auf die köpfe schmeisst, sanft. aufstehen. ich muss schon morgens lachen, versuche aber, mein lachen zu dämpfen, da a. noch müde ist. bei sonnenaufgang sitzen wir auf der vorderen terrasse im schatten. vor uns knorrige alte bäume mit reifen zitronen, ein flieder, der am verblühen ist und schon ein wenig nach verwesung riecht. das baby tapst barfuß hinter einem ball her, ich lehne mich an die kühlen marmorsteine, aus denen das haus gebaut ist. wir trinken kaffee, in der ferne rauscht das meer, beim nachbarn kräht der hahn, ich rauche und versuche, den moment festzuhalten für die kalten wintertage. so ist das jeden morgen. später werden wir mit dem schatten zur vorderen terrasse am meer wechseln. die beiden anderen werden wach. schwimmen, lesen, mit dem baby spielen, übers essen nachdenken, tomaten aus dem kühlschrank holen. wenn die mittagshitze einsetzt, verschwinden r., a. und das baby im haus. j und ich lungern im schatten herum, träge. schau, ein schmetterling. heute sind die kirschkernquallen im wasser. magst du auch noch einen kaffee? wir tun die dinge, die getan werden müssen, die marmorterrasse mit dem schlauch abspritzen, zitronen pflücken, melonenschalen im garten vergraben. manchmal gehen wir zum bäcker, a. zeigt mir das verlassene haus ein stück die strasse hoch, an dessen aussenwände viele kleine wendeltreppen mit stufen zu winzig für menschenfüsse ins nirgendwo führen. die luft surrt. der metzger im dorf säbelt mit diabolischem blick an einem riesenstück rind herum, wir trauen uns fast nicht durch die auslagen zu schauen und gehen schnell weiter. der metzger ist hier auch der totengräber, sagt a. abends trinken wir schweren roten wein auf der terrasse. einmal ist sturm, wir stehen staunend am wasser, das baby jubelt. einmal liest j. einen brief seiner exfreundin vor, sie sind beide gerade mal 17, er möchte von uns wissen, was sie denn meint in dem brief. wir sind zu gerührt um die wahrheit zu sagen. dann spielt j gitarre, r taucht aus dem dunkeln auf und stellt melone auf den wackeligen tisch. seit das baby da ist, sagt a., muss sie nicht mehr so viel über sich selbst nachdenken, und lacht fröhlich. ich verstehe so gut, was sie meint. in den letzten tagen beginnen bauarbeiten im vorderen gartenteil. der weg zur strasse verwandelt sich in ein tiefes erdloch. eine alte frau arbeitet mit, albanerin. einmal als das baby besonders laut brüllt, kommt sie nach vor auf die terrasse und murmelt beschwörungen und malt kreuzzeichen in die luft. das baby ist nicht beeindruckt. am letzten morgen ist das meer ganz weich. zum ersten mal im leben schaffe ich es, mich einfach auf die wasseroberfläche zu legen und mich von den wellen schaukeln zu lassen, ewig, bis mir eine riesenwelle die luft nimmt. bald bin ich wie betrunken, und so glücklich wie lange nicht. wie blau der himmel, wie sanft das meer, wie schön die menschen mit mir, wie kurz die zeit, wie gering die lust auf daheim, wie schnell die tage vergangen, wie schmerzend der abschied, wieviel glück in diesen tagen, noch lange nachklingend. ... Link (2 Kommentare) ... Comment |
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by tiefseefisch (17.02.14, 20:01)
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by genoveval (17.02.14, 15:30)
fremdbestimmte
menschen denen die
anerkennung oder wahrnehmung durch dritte wichtiger ist als eigene interessen...
by wilhelm peter (14.02.14, 23:29)
wer seine innere stimme vernimmt
wer ein selbst ist braucht kein coaching für aussengeleitete...
by wilhelm peter (14.02.14, 04:25)
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