frühmorgens, noch vor dem frühstück, gehe ich mit meinem vater durch den garten. meine eltern haben vor jahren den zaun um unser grundstück weggerrissen, die grenzen zu den benachbarten wiesen somit entfernt, die weiten felder verschwimmen ineinander. in der ferne sieht man die berge, wenn es nicht nebelig ist, so wie gerade jetzt. bei jedem rosenstrauch bleiben wir stehen, ich lese die namen von den von meinem vater sorgsam beschrifteten schildern, rieche an den blüten, mein vater freut sich, wenn ich den duft mancher besonders lobe. man spürt schon den herbst. am teich wohnen seit neuestem zwei besonders grosse spinnen. mein vater hat nachgeschlagen, er sagt mir die gattungsnamen, wir beobachten, wie die eine langsam über ihr netz krabbelt. tautropfen hängen an den dünnen fäden. im gewächshaus wuchert gemüse, die luft allein scheint schon satt zu machen. mein vater erklärt und erzählt, jede einzelne pflanze, jeder baum in unserem garten selbstgepflanzt, bedeutungsvoll für ihn, trostspendend. später, beim frühstück im wintergarten, greift er sich an die brust, es sticht öfter da in den letzten monaten. beruflich wirds immer schwerer für ihn, die verantwortung für die arbeitsplätze wächst, die pension in weite ferne gerückt, bis 65 halt ich das nicht mehr durch, sagt er leise, mir drückt es die kehle zu, mein vater wird alt, er hat noch nie angst gezeigt, und als er sie jetzt zeigt, multipliziert sich seine angst in mir zur panik. wann genau hat das eigentlich angefangen, frage ich mich; meine mutter streicht ihm beruhigend übers graue haar. später, beim spaziergang durch die stadt, nimmt er den regenschirm mit, obwohl die sonne scheint, und benutzt ihn verstohlen als spazierstock.