jeder nadelstich eine träne! knurrt die stoffverkäuferin empört, als c andeutet, ihr brautkleid selbst besticken zu wollen.
wir flüchten aus dem geschäft, gehen lieber cocktails trinken, lassen die jahre revue passieren, die im august in der hochzeit ein ende und einen neuen anfang finden werden. ich hab in den letzten wochen gelernt, mich zurückzunehmen, dumme witzchen zu unterdrücken, mich für brautkleider, menükarten und blumenschmuck zu interessieren. das erste brautkleid hat c in einem schmuddeligen salon am gürtel anprobiert, ich bin in einem verblichenen goldenen lehnstuhl gesessen und habe gewartet, dass meine beste freundin aus der kabine auf den davor ausgebreiteten roten teppich tritt, und war dann gleichzeitig verzückt und geschockt: das kleid war viel zu gross, viel zu lang, unbeholfen ist c von einer emsigen verkäuferin auf einen hocker gestellt worden, stecknadeln wurden gesteckt, stoffbahnen geschwungen, c`s augen in all dem weiß verunsichert, und ein bisschen stolz und aufgeregt. c&d werden heiraten, ganz traditionell, ich werde trauzeugin sein, unfassbar. und dann aber auch irgendwie logisch: seit jahren sind die beiden hoffnungsklippen in dem unruhigen meer der beziehungen, das in unserem freundeskreis immer wieder mal jemanden in die tiefe zieht: wenn eine/r wieder mal gar nicht mehr an die liebe glauben mag, dann werden geschichten von c&d hervorgeholt, die schon/noch immer zusammen sind, trotz vieler schwierigkeiten, vielleicht auch gerade deswegen.

wir sitzen im strandbad an der donau, versteckt vor den anderen, und c erzählt: gestern gabs streit. die ganze nacht hindurch, es hatte sich schon länger aufgestaut, und dann he just threw one of his tantrums again. es ist wieder alles gut, zum glück, c kann mir schon leicht amüsiert davon erzählen, in einer so engen und jahrelangen beziehung kennt man meist schon den ablauf eines streits, auch die vorwürfe ändern sich nur in nuancen. stellenweise muss ich lachen, ich hab mal mit den beiden gewohnt, kann mir vorstellen wie d sich aufplustert, wie c zurückätzt.
erst als ich sie danach frage, sagt sie, ja, sie habe geweint, lange und verzweifelt.
ich sage es ihr nicht, aber ich finde es schön, dass sie geweint hat, zeichen, dass streitigkeiten, auch wenn man deren abläufe und hintergründe schon kennt und als nicht beziehungsgefährdend eigentlich abtun könnte, immer noch wehtun und nahegehen. bester beweis für die große liebe, denke ich in mich hinein. wie schlimm wärs, wenn ein streit einfach egal werden würde.
es hat etwas angenehm archaisches, die hochzeit der besten freundin vorzubereiten.