scissor sisters, air, phoenix: jetzt gleich, schoenbrunn.

(leider allein.
hoffentlich schwebe ich nicht davon.
hoffentlich schwebe ich davon.)

[ich hatte ja gar nicht vorgehabt, zu air zu gehen, und dann plötzlich ein freikartenangebot. vor gar nicht allzu langer zeit hättest du nein gesagt zur freikarte, wärst lieber alleine zu hause versunken, schoss mir durch den kopf, und vielleicht um mir selbst zu beweisen, dass diese zeit vorbei ist, hab ich dann schnell ja gesagt bevor ich mich eventuell nein sagen hören könnte.
schönbrunn also, allein, biergutscheine eingelöst, an der bar herumgestanden, eine mobiltelefonfirma drückt mir noch einen eingeschweissten leuchtstab in die hand, mein erster leuchtstab, ich packe ihn vorsichtig in die tasche, vielleicht würde er ja explodieren bei abrupten bewegungen, teufelszeug, sicher.
wie das so ist wenn man lange in einer kleinen großstadt wie wien lebt: irgendwen kennt man dann doch immer, ob man will oder nicht. g stellt sich zu mir an die bar, wir erzählen uns hölzern von unseren beruflichkeiten, zuletzt besuchte konzerte, banalitäten, ehemalige indie-kids probieren ihr erwachsensein aneinander aus. hölzern, wie gesagt, aber wir lachen nicht, innerlich höchstens, und wahrscheinlich auch nur ich.
p`s freundin winkt vorbei, mit ihrem bezaubernden französischen akzent lobt sie die auf der bühne turnenden scissor sisters, die g und ich kurz vorher eher schlecht gefunden hatten, ich bin betreten, lächle, nicke.

plötzlich merke ich, dass ich mich eigentlich wohl fühle.

g bleibt an der bar stehen, wie es sich für coole reporter gehört, und ich gehe weiter nach vorne, man muss gar nicht drängen, ich mag locker besuchte konzerte am liebsten. phoenix sind gut, pop!, hinter mir entdecke ich jungs, die ich kenne, schon lange und unterschiedlich gut, sie grinsen im chor, und wir diskutieren über bier in plastikflaschen, meist grinsen wir aber nur. fröhlich sind sie, die jungs, vergangenes ist da, aber nicht mehr störend: gemeinsames vergangenes eben, basis für gemeinsames grinsen. ersatz für gespräche, die hier ohnehin am falschen platz wären. gut so. g sieht, wie er das manchmal tut, aus wie ein engel, und ist so glücklich mit seiner l., wie schön. der himmel spielt ein bisschen mit farbwolken herum, zieht sich dann aber in dezentes grau zurück, um air platz zu machen: air bringen alles zum klingen. in manchen momenten bin ich ein bisschen glücklich.

als die band vor der ersten zugabe verschwindet, fliegen plötzlich von allen seiten aus der dunkelheit diese unsäglichen lila leuchtstäbe gegen die bühne: einer der schönsten momente des konzertes. ich stehe hinten beim mischpult, alleine, und freue mich am meisten darüber, tatsächlich hergekommen zu sein, einen weiteren schritt getan zu haben. meinen leuchtstab aber spendiere ich nicht, den hebe ich auf, um ihn vielleicht einmal in einer lauen sommernacht in den weinbergen mit x zu verwenden, wenn ich ihm dann von diesem konzert erzähle, an dem er so sehr gefehlt hat, das ich aber allein ganz gut und glücklich geschafft habe. ich werde den stab in die nachtluft hinauswirbeln und hoffen, dass x versteht, wie es mir an diesem abend ging.
heimgekommen, entdecke ich ein sms: avec toi, toujours]